Informationen zu Ängsten und Angststörungen:
Panik und Agoraphobie

Barbara Meier

 

 

  Was ist eine Panikstörung? Start
 

Panik ist intensive Angst, die sich als eigentliche Attacke oder Angstanfall unvermittelt, aus heiterem Himmel einstellt. Panikattacken zeigen sich mit heftigen vor allem auch körperlichen Symptomen, zu deren Palette Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Atemnot, Erstickungsgefühle, Schwindel, Übelkeit und weitere mehr gehören. Aufgrund der heftigen Symptome befürchten von einer Panikattacke Betroffene typischerweise, etwas ganz Katastrophales würde mit ihnen geschehen, z.B. dass sie einen Herzinfarkt bekommen, dass sie ohnmächtig werden, ausrasten oder sonstwie die Kontrolle über sich verlieren.
Angstanfälle sind für die Betroffenen nicht nur an sich eine ganz bedrohliche und schmerzhafte Erfahrung. Zusätzlich schlimm sind sie wegen der dabei erlebten Hilflosigkeit, dem Gefühl, der Angst ausgeliefert zu sein, nicht wissen können, wann und an welchen Orten sie auftreten wird, und ihr auch gar nichts entgegen halten zu können.
Die Angst vor möglichen neuen Angstanfällenführt in der Folge häufig dazu, dass Betroffene all jene Situationen zu vermeiden beginnen, in denen für sie ein Rückzug an einen sogenannt ‚sicheren’ Ort schwierig erscheint. Betroffene beginnen somit auch Orte zu meiden, in denen noch nie ein Angstanfall auftrat, weil sie befürchten, dass sie dort nur schwer weg, bzw. fliehen könnten und dass dort nur schwer die richtige Hilfe in nützlicher Frist für sie zu erreichen wäre. Vermieden werden in der Folge verschiedenste Situationen, in denen sie sich eingeschlossen fühlen (wie Verkehrsmittel, enge Räume, Kinos u.ä.) oder in denen sie sich vielen fremden Menschen ausgeliefert erleben (wie Kaufhäuser u.ä.). Stimmigerweise werden mit der Zeit Situationen auch nicht mehr alleine aufgesucht, und der Lebensradius reduziert sich auf einige wenige ‚sichere’ Situationen, die in Begleitung grad noch der Angst abgetrotzt werden. Mit ‚Agoraphobie’ (wörtlich: Angst vor (Markt-)Plätzen) wird diese Vermeidung aus Angst bezeichnet.
Von einer Panikstörung (ohne Agoraphobie) spricht man, wenn wiederholt unerwartet Panikattacken auftreten und die Betroffenen mit langanhaltender Besorgnis erfüllen. Kommen wiederholt auftretende unerwartete Panikattacken gemeinsam mit agoraphobischer Vermeidung vor, spricht man von Panikstörung mit Agoraphobie.

 

Panik und Agoraphobie

spezifische Phobien

Soziale Angststörung

Angst vor Krankheit

Generalisierte Angst


    Einige Fakten zur Panikstörung  

Weltweit liegt das Auftreten von Panikstörungen mit oder ohne Agoraphobie zwischen 1.5 bis 3.5% im Verlaufe des Lebens. Frauen sind von dieser Angststörung stärker betroffen, bei der Panikstörung ohne Agoraphobie sind es doppelt so viele wie Männer, bei der Panikstörung mit Agoraphobie dreimal so viele. Der Beginn der Störungsentwicklung zeigt eine grosse Streubreite zwischen höherem Jugendalter und etwa Mitte 30.

Wie entwickelt sich eine Panikstörung?

Viele Menschen haben in ihrem Leben einmal die Erfahrung einer Panikattacke gemacht. Ob eine Person eine eigentliche Panikstörung entwickelt, ist von mehreren Faktoren mitbeeinflusst. Häufig spielt Stress (Belastungen, Veränderungen der Lebenssituation, neue Anforderungen) eine wichtige Rolle vor einem ersten Angstanfall. Weil Panikattacken so unerklärlich erscheinen und so heftig einen befallen, beängstigen sie die Betroffenen typischerweise ausserordentlich. Sie haben Angst vor dieser Angst und tun alles, um so einen Anfall nie mehr erleben zu müssen. Um frühzeitig ‚Warnzeichen’ zu erkennen, sind sie in der Folge sozusagen ständig auf der Hut, richten die Aufmerksamkeit auf körperliche Veränderungen und werden immer schneller alarmiert durch Signale ihres Körpers (wie etwa ein normales Herzstolpern), die sie früher gar nicht wahrgenommen haben.
Ein Teufelskreis, oder eigentlich treffender eine Teufelsspirale, ist in Gang gekommen: ängstliche Erwartung hält und bringt den Körper auf Touren, dies nehmen die Betroffenen wahr und bewerten es als besorgniserregend, die Befürchtungen lassen die Anspannung und Angst noch weiter steigen, worauf der Körper noch heftiger reagiert, was die Angst weiter schürt usw usf.
Die scheinbare Willkür der Angstanfälle führt zu einer anhaltenden Anspannung und ängstlicher Besorgnis. Im Versuch, die Panik bzw. die befürchtete Gefährdung des Lebens einigermassen bewältigen zu können, mobilisieren Betroffene immer weitergehende Sicherheitsmassnahmen, wie ständige Begleitung durch bzw. ständige Erreichbarkeit von Helfern oder Notfallmedikation. Diese Massnahmen halten, genauso wie die agoraphobische Vermeidung aus Besorgnis, neuen Attacken schutzlos ausgeliefert zu sein, die Angst vor der Angst anhaltend präsent.

 

Wie können Panikstörungen behandelt werden?

Zentraler Bestandteil der Behandlung von Panikstörungen ist die Vermittlung von Informationen über Angst, Angstsymptome und Angstanfälle, über den Teufelskreis der Angst und die Verkettung von Körperprozessen, Gedanken, Gefühlen und Verhalten sowie über den Zusammenhang von allgemeiner Belastung und Stress und Angstanfällen. Ein Angsttagebuch zeigt, wann Angst auftritt und gibt Aufschluss über mögliche Zusammenhänge von Attacken, Erwartungsangst, Situationen und Verhalten. Die Konfrontation mit Körpersymptomen (z.B. schneller Herzschlag nach sportllicher Betätigung, Schwindelgefühle nach Drehen u.a), die mit Angst besetzt sind, dient anderen Bewertungen und hilft, Fehlinterpretationen der Körperzeichen = bevorstehende Katastrophe, zu verändern. Konfrontation schliesslich mit aus Angst vermiedenen Situationen ist auch hier das Therapievorgehen der Wahl um Befürchtungen am eigenen Leib entkräftet zu erfahren.

 

 
©B. Meier Zürich 2006 / 2018